So jung und so verdorben ...
das ist Goethe

Zwei Jahre jung (geboren am 30.09.2008)
aber nicht in der Lage, ein glücklicher junger Hund zu sein.

Goethe war in Not, keiner wollte ihn, er war über in dieser Welt, allein ...
Das wird er nicht so gesehen haben, aber so war es.

Seine Geschichte ist schnell erzählt.
Bis zu einem Alter von 8 Monaten soll sein Zuhause ein Alptraum gewesen sein.
Dann erlebte dieser "arme" junge Spitz anscheinend aus Mitleid ein "wieder-gut-mach" Leben.
So grenzenlos, dass er nur seine gesetzten Grenzen akzeptiert.
Dies ist mein Eindruck von dem Hund, der hier bei mir in Pflege lebt.


Anfang diesen Jahres kam er für ein paar Monate auf eine Pflegestelle, weil sein Herrchen schwer krank wurde und ihn nicht mehr halten konnte. Es entstand der Eindruck, dass die Pflegestelle ihm nicht gewachsen war. Aus Hilfe wurde Hilflosigkeit und Goethe sollte weg. Also war er dort auch wieder über. Er wurde kurz im Tierheim "zwischengeparkt", bis ich ihn am 14.06.2010 holte.
Er sollte hier im Rudel lernen, was es heißt ein Hund zu sein. Leider passierte in all der Planung das Unglück am 09.06. mit Barny, der stets eine wichtige Funktion im Rudel hatte. Ohne ihn waren Hafny und Ximi auf einmal allein und es bot sich für Goethe nicht das ideale Einleben. Ich mußte arbeiten und das bißchen Zeit was blieb, war zunächst nicht genug.

So kam der kleine Wirbelwind bei uns an, wild, fliegend um sich beissend.
Jede Berührung war für ihn ein Grund auszuflippen, ob von meinen Hunden oder von mir.
Er war innerlich so zerrissen, schrecklich.
So war es mir wichtig, ihn zur Ruhe kommen zu lassen. Nachdem er selbst bei meiner Ximi explodierte als sie ihn beschnüffeln wollte, hielt ich meine Bande zunächst auf Abstand, d.h. ich trennte sie mit einem großen Käfig, damit er sehen konnte, dass ihm hier nicht passiert.
Diese häßliche dicke Leine mußte zunächst dran bleiben, denn Goethe ließ sich nur ungern anfassen. Das er von seinen Zähnen Gebrauch machen würde, war klar.

Komplett zurück und in kleinen Schritten wieder nach vorn.
Eine Untersuchung beim Tierarzt war nicht möglich, da Goethe nicht auf Beruhigungsmittel anschlug und sich nicht anfassen lassen wollte. Zu gerne hätte ich diese Nervosität abgeklärt ... nun denn, es mußte so gehen.

Das meiste Futter bekam er verdienter Weise aus der Hand. Zum Füllen des Magens aber auch morgens und abends eine Portion aus der Schüssel. Da er sehr extrem nervös war, gab es zunächst nur Futter, welches ich kannte, d.h. keine FastFood für Goethe.

Beschäftigung mußte selbstverständlich sein, so lernte Goethe in der Schildkröte das tauchen.

Er befreit sein Futter aus Kartons gefüllt mit Zeitungsknüdels usw.

Nach ein paar Wochen (!!!) kam ich gefahrlos und ohne Zwang an ihn heran, dass ich ihm die dicke Leine abnahm und ihm eine kleine Hausleine anhing. Ein bewußtes Streicheln war nur bedingt möglich.
So konnte er im Garten endlich mal rennen und sich austoben, wie ein junger Hund das auch braucht.

Goethe ist extrem mißtrauisch, wenn er neben mir laufen soll. Als hätte man ihn mit brutaler Gewalt dazu zwingen wollen. Er zeigt schnell die Zähne und droht, wenn man ihn dort hin lockt. Neben der langen Zeit an der nervigen Leine, erklärt das vielleicht seine extremen Wutanfälle an und auf die Leine. Also arbeiteten wir an der Nähe. Wir übten durch meine Beine durchlaufen, immer näher, so dass er schnell merkte, dass es bei mir wirklich nur positives gab. Das Gassigehen an der Leine verschoben wir auf viel später ...

Zunächst mußte eine Lösung während meiner Abwesendheit geschaffen werden, denn mit Gino und Hafny war Goethe nicht gut verträglich. Die Lösung war schnell gefunden, ein De-Luxe-Zwinger und ein Auslauf davor. Platz fand sich hinter den beiden Garagen genug, nur mußte dort erst "entgrünt" werden. Dank meiner lieben Vermieter wurde das Projekt schnell umgesetzt, allein hätte ich das nie geschafft.


Hier wäre der Platz ...

als der Bagger weg war ...

Fertig :)

Hier konnte er tagsüber bleiben, hatte Platz zum toben und entspannen.
Mit der Ximi konnte er auch schon ziemlich schnell zusammen sein. Nur wenn Hafny die Bühne betritt, wird es laut. Der schöne Hafny nimmt es gelassen und geht ihm aus dem Weg. Eine Rangelei gab es bereits zwischen den Beiden, dabei litt mein Gartentor und Hafnys Wolfskralle blieb auf der Strecke, was für Hafny der sofortige Abbruch der "Schlägerei" bedeutete. Mein Schönling wollte auf 3 Pfoten nicht stand halten und hielt sie hoch: CLIPPO ;-)


Goethe lernt spielerisch sehr schnell, trotzdem er so nervös und zappelig ist.
So findet er die mit Wasser befüllte Schildkröte toll. Da kühlt er sich die Füße, dort angelt er Spielis und Leckerchen und taucht natürlich.


Beim Aufräumen von Spielsachen hat er sich als Spielzeug deklariert und sich gleich mit in die Kiste geräumt.


Beim Gärtnern hilft er auch gerne mit. Dabei räubert er zu gerne Blumentöpfe.

Wie es sich für einen jungen Hund gehört, muss er alles ausprobieren.

Auch Dinge, die ihm nicht gehören, wie Werkzeug und Baumaterial von Handwerkern, die er stets im Blick hat.

Nichts desto trotz sind Goethes Reaktionen nicht normal und der Tierarzt sollte helfen, so dass ein gesundheitlicher Grund ausgegrenzt werden konnte. Gefunden habe ich für ihn einen Tierarzt (Zoo), der ihn überwältigt, denn das Maulkorbtraining ist Vertrauenssache und wäre mit einem "brutalen" TIerarztbesuch erledigt. Sein Blut konnte unter Vollnarkose abgenommen werden, aber es wäre kein Handlungsbedarf. Seine Schilddrüsenwerte liegen im unteren Referenzbereich.


Ja ja das arme Hascherl .....

Hier guckt er Harry Potter

Wenn man mit seiner launischen Art zurecht kommt
und keinen Hund zum knuddeln sucht, dann ist Goethe richtig.

Leider hat er nach wie vor sehr viel Nachholbedarf und es ist nicht immer einfach mit ihm zu trainieren.

Er läuft sehr bescheiden an der Leine, als wenn er es nie gelernt hat.
Fahrradfahrer bringen ihn aus der Fassung, d.h. bei ihm Schreierei und aggressives Leinenbeissen.

Zuhause lernt er umso schneller, aber er läßt sich nicht "gerne" was sagen.
Macht er Unsinn, dreht er den Spieß sofort um und droht bevor man überhaupt zum "schimpfen kommt.
Ich weiß nicht, was man mit ihm angestellt hat, aber er reagiert so grundsätzlich anders, als die Hunde die ich bislang an meiner Seite hatte.

Zu gerne würde ich ihm die schönen Dinge in diesem Leben zeigen,
aber er macht es sich selbst zu schwer. Als würde er zwei Wesen in sich haben.

Grundsätzlich hat er sich schon gut eingefügt. Seit kurzem üben wir das Haffeln ;-)
Respekt vor dem Schönling hat er schon, liegt der in der Tür, gehts da eben nicht durch.
Warum nur ist der so cool ?

Erst seit knapp 2 Wochen pinkelt er nachts nicht mehr in die Runde aus seinem Käfig raus. Ich bin froh, dass wir das hinter uns haben. Evtl. wirkt der Kastrationschip, den erst vor über 4 Wochen erhalten hat.
Sein Käfig ist mitunter trotzdem ein schöner Schweinestall. Wenn er Terror macht fällt der Wassereimer (minimal gefüllt), da er sich nicht anfassen also auch nicht abtrocknen läßt, ist er entsprechend dreckig, naja und mit rauspinkeln aus dem Käfig sieht das dann so aus:


Die Fliesen sind aussen rum vom Pinkeln so nass. Nach 5 MONATEN !!!!
Schöner morgendlicher Anblick, ne ... ! :(


Der Rotzbengel müßte in einen Haushalt, wo es eine Hündin gibt, die ihm sowohl als auch gewachsen ist.
Ein Haushalt wo es zwei Menschen gibt, die ihn gut leiten können und sich vom Zwergenkönig nicht beeindrucken lassen und wo er stets am Familienleben teilhaben kann. Also keine Katzen und Rüden auf die Rücksicht genommen werden müßte.
Der Zwergenkönig ist übrigens 40 cm hoch und wiegt ca. 12 kg.

Er braucht Beschäftigung, muß gefordert und gefördert werden. Hundesport wäre für ihn das richtige.
Es ist sehr wichtig, dass man sehr konsequent ist und bleibt.

Es ist die letzte Chance für Goethe.
Gut, dass er das nicht weiß ... oder ?

Wangerland, am 28.11.2010

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